f:mp.-Klartext

Wie viel Know-how steckt in der Medienproduktion? Was sind die größten Herausforderungen und was sind die unsinnigsten Hindernisse in der Umsetzung und Gestaltung? Wer will die Uhr zurückdrehen und wer möchte mit Innovationen in die Zukunft schauen? Der f:mp.-Klartext wirft einen kritischen Blick auf Technologie, auf Konzepte und Rahmenbedingungen der Medienproduktion.
Klartext Megafon

Umwelt- schonende Müllproduktion „Das Telefonbuch“

Dirk Wahlscheidt,
stellv. Vorsitzender

Glosse von Dirk Wahlscheidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Fachverband Medienproduktioner e.V.

Als ich heute Morgen frohgemut das Haus verließ, stolperte ich beinahe über ein großes, gelbes Paket, das mir ein Zusteller mit freundlichen Grüßen der Telekom als Service vor die Tür gelegt hat. Es ist doch immer wieder schön anzusehen, wie im gleißenden Sonnenlicht vor der Haustüre oder auf dem Treppenabsatz, sage und schreibe 1.424,30 Gramm PEFC- oder FSC- bedrucktes Papier, natürlich eingeschrumpft in recyclingfähiger Schrumpffolie, darauf warten, ungenutzt dem Altpapierkreislauf wieder zugefügt zu werden.

Paketweise werden Sie an jeden Haushalt ausgeteilt, ungefragt und oft auch ungeliebt. Im Informationszeitalter lassen sich wichtige Adressen und Telefonnummern mit unzähligen Apps, Websites, unter anderem auch von der Deutschen Telekom, und dem Telefon selbst viel schneller und viel bequemer herausfinden als mit dem doch recht unhandlichen und sehr kleingedruckten dicken Wälzer.

Immerhin nutzen laut einer Studie im Auftrag des Verbands deutscher Auskunfts- und Verzeichnismedien und des Verbands freier Telefonbuch- und Auskunftsmedien noch 61,2 % der Bundesbürger im Jahr 2014 das gedruckte Telefonbuch. In der Summe aber haben die digitalen Angebote (Online/Stationär: 51,4%, Mobil: 22,6%, Apps: 10,3%) das Buch schon längst überholt. Auch haben sich die Zahlen für die mobile und die Nutzung über Apps im letzten Jahr fast verdoppelt.

Sicherlich hat heutzutage nicht jeder einen Internetzugang und dem Verbraucher muss selbstverständlich die Gelegenheit gegeben werden, seinen Nachbarn im Telefonbuch zu suchen. Das kann man aber wesentlich bedarfsorientierter lösen. Ich erinnere mich beispielsweise gut daran, dass mich vor einigen Jahren eine schlichte Postkarte daran erinnerte, dass ich bei Bedarf mein Telefonbuch beim zuständigen Postamt abholen kann. Ich glaube nicht, dass damals die Gesamtauflage der Branchen- und Telefonbuche so hoch war wir in diesem Jahr: mehr als 100 Millionen Exemplare!

Was für ein Wahnsinn wird hier betrieben? Denken die Verantwortlichen denn nur noch daran, wie hoch die verbreitete Auflage ist, damit die Anzeigenerlöse auch stimmen? DeTeMedien, eine Tochter der Telekom, ist für diesen Überfluss verantwortlich. Zusammen mit deutschlandweit insgesamt 106 Verlagen gibt sie „Das Telefonbuch“ heraus. Tatsächlich ist die Herausgabe eines „von der Bundesnetzagentur gebilligtes, gedrucktes öffentliches Telefonverzeichnis“ laut § 78 des Telkommunikationsgesetzes als Grundversorgung die Pflicht der Telekom. Allerdings kommen dann zumindest auch noch „Das Örtliche“ und die „Gelben Seiten“ und viele weitere lokale Verzeichnisse hinzu. Nachhaltige Medienproduktion sieht auf jeden Fall anders aus als diese gelbe Flut an Altpapier in den Müllkörben der Nation. Da nutzt es auch nichts mehr, für das grüne Gewissen Umweltpapier eingesetzt zu haben. Auf welche Weise hier mit Ressourcen umgegangen wird, ist schlicht und ergreifend indiskutabel.

Es geht darum, nicht nur ökologisch zu drucken, sondern sich immer die Frage zu stellen, ob überhaupt gedruckt wird...
Ich hoffe, wir können im Sinne aller diesen Wahnsinn endlich stoppen!

Kontakt: Dirk Wahlscheidt -

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