FMP Papierlexikon
Medienproduktioner werden in ihrer Kommunikation mit zahlreichen Fachbegriffen konfrontiert und benötigen diese auch, um eine optimale und klare Kommunikation mit allen Leistungspartnern zu ermöglichen. Aus diesem Grund hat der FMP das "Medienproduktioner-Lexikon" zusammengestellt.
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Schön- und Widerdruck
Unter “Schöndruck” versteht man das erstmalige Bedrucken des Bedruckstoffes bei 2-seitigem Druck. Die Bezeichnung “Schöndruck” beruht vermutlich darauf, dass früher zuerst die schönere, d. h. die gleichmäßigere Filzseite des Papiers vom Drucker bedruckt wurde. Die eigentliche Siebseite war nämlich dagegen nicht so “schön”, weil auf ihr die Siebstruktur der Papiermaschine mehr oder weniger stark zu sehen war und die Druckqualität negativ beeinflusste. Nach dem Schöndruck erfolgt dann in einem 2. Druckgang der so genannte “Widerdruck”. Unter Widerdruck ist also das Bedrucken der 2. Seite einer Auflage oder eines Bogens zu verstehen. Der Schön- und Widerdruck kann auf ganz verschiedene Art und Weise praktiziert werden:
- Auf einer 1- oder Mehrfarben-Bogenoffsetdruckmaschine erst den Druck des Schöndrucks, also der 1. Seite eines Bogens. Danach werden die Bogen von Hand oder mit einem Stapelwender umschlagen oder umstülpt und es erfolgt in einem 2. Druckgang dann der Aufdruck der 2. Seite, also der Widerdruck.
- Schön- und Widerdruck auf einer so genannten Perfektor-Maschine mit einer Greiferkante und gleichzeitigem 1- oder mehrfarbigem Druck auf beiden Seiten (Gummi gegen Gummi) ohne Bogenwendung. Es gibt keine Möglichkeit der Umschaltung. Solche Maschinen finden insbesondere für den beidseitigen und meist 1-farbigen Textdruck für den Bücherdruck Anwendung.
- Durchführung eines 1-farbigen Widerdrucks bei gleichzeitigem Lackieren des Bogens nach erfolgtem mehrfarbigem Schöndruck unter Einsatz einer Lackiereinheit. Diese Möglichkeit gab es in der Vergangenheit nur an einer Roland 800.
- 1-farbiger Schöndruck zum Bedrucken der Rückseite mit anschließendem mehrfarbigen Bedrucken der 2. Seite des Bogens ohne Wendung, also mit einer Greiferkante. Diese drucktechnische Möglichkeit gibt es z. B. für die Roland 900. Dabei ist das Widerdruckwerk die 1. Druckeinheit bevor der Bogen durch Transferzylinder zum Druckzylinder des 1. Schöndruckwerks transportiert wird. In Verbindung mit einer fachlich richtigen Terminologie für den Schön- und Widerdruck handelt es sich hier eigentlich um ein Schöndruckwerk, denn es bedruckt den Bogen erstmalig.
- Schön- und Widerdruck auf einer für diesen Zweck umschaltbaren Bogenoffsetdruckmaschine. Dabei erfolgt erst der mehrfarbige Schöndruck nach der Wendung innerhalb der Maschine der Druck der Widerdruckseite. In der fachlichen Umgangssprache der 4/4-Drucker wird allerdings die zuerst gedruckte Seite als Widerdruckseite bezeichnet und die nach der Wendung gedruckte als Schöndruck, da diese doch etwas “schöner” aussieht. Mit der Fachterminologie ist es also nicht ganz so einfach und man muss schon aufpassen, damit unter Fachleuten keine Missverständnisse auftreten.
- Druck auf so genannten Doppelstock-Perfektormaschinen. Diese Maschinen unterscheiden sich grundlegend von den traditionellen umstellbaren Schön- und Widerdruckmaschinen. Sie werden in verschiedenen Zylinderkonfigurationen von den japanischen Maschinenherstellern angeboten. Bei diesen Maschinen werden beide Bogenseiten durch wechselweise oben- und untenliegende Druckwerke in einem Durchgang ohne Wendung bedruckt. Dabei wird aber nicht das Gummi-gegen-Gummi-Prinzip angewendet, wie es üblicherweise bei einer Perfektormaschine der Fall ist, sondern bei diesen Maschinen besitzt jedes Druckwerk einen eigenen Druckzylinder. Bei Doppelstock-Perfektormaschienen erfolgt kein Umstülpen der Bogen innerhalb der Druckmaschine. Deshalb ist auch nur ein Greiferrand zu berücksichtigen.
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