f:mp.-Klartext

Wie viel Know-how steckt in der Medienproduktion? Was sind die größten Herausforderungen und was sind die unsinnigsten Hindernisse in der Umsetzung und Gestaltung? Wer will die Uhr zurückdrehen und wer möchte mit Innovationen in die Zukunft schauen? Der f:mp.-Klartext wirft einen kritischen Blick auf Technologie, auf Konzepte und Rahmenbedingungen der Medienproduktion.
Klartext Megafon

Ich hasse „Lieferanten“!

Dieter Beller,
f:mp.-Vorstandsvorsitzender

Glosse von Dieter Beller, Vorstandsvorsitzender Fachverband Medienproduktioner e.V.

Neulich begegnete ich auf dem Flur einem neuen Kollegen aus dem Controlling. Ich kam gerade aus der Werkskantine. Es gab leckeren Spitzkohl mit Bratkartoffeln. Und der neue Kollege hatte es offensichtlich ziemlich eilig, um kurz vor Küchenschluss noch eine Portion dieses vegetarischen Highlights zu ergattern. Trotzdem bremste er kurz vor mir seinen schnellen Gang etwas ab.

»Ach, Herr Beller, gut dass ich Sie zufällig treffe … sagen Sie doch mal, wie viele Lieferanten haben Sie eigentlich in ihrem Bereich der Medienproduktion?« Ich schmunzelte und überlegte nicht lange. Die erste Gelegenheit, heute einen guten Scherz an den Mann zu bringen. »Das kann ich ihnen genau sagen. Es sind höchstens noch drei Lieferanten.« Jetzt stoppte er seinen Schritt komplett und runzelte die Stirn. »Nur drei? Das erscheint mir äußerst übersichtlich. Darüber sollten wir noch einmal sprechen.« »Gerne, das sollten wir tun«. Bisher warte ich leider immer noch auf den Rückruf. Unser Controlling hat ja auch wirklich wichtigere Sachen auf dem Programm stehen, das verstehe ich. Aber meinen Mittagsscherz konnte ich leider nicht bis zur Pointe fortsetzen.

Ich arbeite für die LR Health & Beauty GmbH, einem der führenden europäischen Direktvertriebsunternehmen mit Sitz in Ahlen-Westfalen und bin dort verantwortlich für Media Services. Natürlich haben wir im Bereich der Medienproduktion sehr viel mehr als drei Lieferanten. Schließlich verwalten wir einen Etat von fünf Millionen Euro für Fotoshootings, Übersetzungen, Druck von Katalogen, Mailings, Werbemittel und vieles mehr. Drucker, Fotografen, Übersetzer, Lithografen und Lettershops sind für uns aber keine Lieferanten. Wir hassen dieses Wort! Wir hassen auch das Wort Dienstleister, falls das jemanden interessiert. Wir sprechen nie von Einkäufern oder Verkäufern. Niemals würden wir unsere Partner in der Medienproduktion mit diesen entwürdigenden, antiquierten und im Übrigen auch sachlich falschen Begriffen bezeichnen. Die drei Lieferanten, die ich meinte, sind noch übriggebliebene Rudimente aus vergangen Zeiten. Das wollte ich dem Kollegen eigentlich mit auf den Weg geben.

In den komplexen Prozessen unserer Medienproduktionen schaffen wir zusammen mit Partnern der Medienbranche attraktive und erfolgreiche Medienprodukte, auf die wir stolz sein können. Wir alle haben unseren Anteil an der Entstehung dieser Produkte. Jeder leistet seinen speziellen und fachspezifischen Beitrag, ohne den das Medienprodukt nicht diese Qualität hätte und ohne den wir nicht erfolgreich im Markt agieren könnten. Die Sache ist doch ganz einfach. Wir machen das, was wir Menschen seit Urzeiten immer schon gemacht haben: Wir arbeiten zusammen, um notwendige Dinge und Werte zu schaffen. Wir respektieren deshalb unsere Partner als Teil des Ganzen und schätzen ihre Leistungen.

Und deshalb bezahlen wir diese Partner auch leistungsgerecht und marktkonform. Der Preis für Druck und andere Medienproduktionen muss eine gerechte Gegenleistung sein. Dumpingpreisanbieter, unprofessionelle Einkäufer und sogenannte Beratungsunternehmen, die nicht beraten, sondern bloß Preise abfragen, ohne Qualität und Leistung zu berücksichtigen, schädigen langfristig unser Geschäft. Sie schaden sich selbst, sie schaden uns und sie schaden der gesamten Branche. Bei »Einkäufern« und »Lieferanten« sollte endlich ein Umdenken stattfinden! Wir sollten uns alle als Partner in der Wertschöpfungskette Medienproduktion begreifen. Als Partner, die zusammen etwas bewegen.

Nächste Woche gibt es in unserer Kantine Dicke Bohnen mit Speck. Mal sehen, ob ich den Kollegen aus dem Controlling wieder treffe. Ich bin mir sicher, dass er über den Scherz auch im Nachhinein noch lächeln kann und diese Dinge genauso sieht wie ich.

Kontakt: Dieter Beller -

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