FMP-TechScope:
Sweet HomeOffice
Arbeiten wo die Zitronen blühen…
…wer will das nicht. Ein großer Denker hat das ja schon vor vielen Jahren so gemacht und dabei nicht seine schlechtesten Ideen entwickelt. Also Arbeiten nicht nur in den eigens dafür vorgesehenen Wänden ist gar nicht so ein neues Ding? Oder war doch eine globale Pandemie notwendig, um den Menschen zu erklären, es arbeitet sich auch zuhause, irgendwo im Ausland, auf einer Parkbank oder sonst wo gut?
Wie ist denn der aktuelle Stand inzwischen? Nachdem alle das HomeOffice genutzt haben und sich darüber erfreuen konnten, scheint es wieder eine Rückwärtsbewegung zu geben. In den USA haben fast alle großen Konzerne ihre Mitarbeiter:innen ein Stückweit wieder mehr ins Büro beordert. Auch in Deutschland hört man das immer mehr. Ob Banken, Versicherungen, Medienhäuser oder Softwareunternehmen, der Trend geht ins Büro. Laut einer aktuellen Studie ist deutlich geworden, es arbeitet sich effizienter im HomeOffice (unabhängig wo nun genau das HomeOffice ist) und der Krankenstand ist geringfügig besser. Arbeitet es sich auch kreativer und kommt in Summe mehr raus? Eindeutig, NEIN!
Effizienter heißt natürlich, man spart sich die Stunden im Auto, Bus oder Bahn und man kann auch mal zu Unzeiten außerhalb der typischen Bürozeiten was erledigen, aber deshalb kommt anscheinend nichts besseres oder gar mehr dabei raus. Ich finde das iO – die Möglichkeit das HomeOffice zu nutzen muss ja nicht auch gleich wieder eine Verbesserung für den Arbeitgeber bedeuten – einen Nachteil sollte er aber natürlich auch nicht haben – bleiben wir also fair.
Interessant also, dass die gemeine Arbeitnehmer:in gut im Gefühl zu haben scheint, wann es genug ist – die höhere Effizienz in Zeit wird nicht genutzt einen höheren Output an Arbeit und To-Dos zu generieren. Erkennen Sie sich selbst auch wieder?! Dabei erfordert so ein konsequentes HomeOffice auch konsequente Disziplin! Die scharfe Trennung von Arbeit und Privatem – das macht sonst krank – nur wenige Menschen sind wohl in der Lage das Dauerhaft gut zu ertragen, dass irgendwie beides ständig präsent ist. Der Mensch muss wissen, jetzt arbeite ich und jetzt eben nicht! Aus! Feierabend!
Ich habe seit vielen Jahren das Glück (so empfinde ich das) sehr viel in einer Art HomeOffice zu arbeiten. Sie haben als fleißiger Leser meiner Kolumne schon Texte aus drei Kontinenten erfasst, haben Sie Qualitätsunterschiede vernommen? Nein? Doch? Raten Sie mal welcher Text woher kam – nein, im Ernst – es kommt natürlich auf die Art der Arbeit an. Keiner ist so naiv und weiß nicht, dass es eine Menge Jobs da draußen gibt, die gar nicht über HomeOffice oä nachzudenken brauchen. Das ist klar. Bei mir ist es in der Tat so – ich trenne meinen Schreibtisch strikt – wenn er aufgeräumt ist (nach vollbrachter Arbeit) ist Feierabend und ich setzte mich auch nicht mehr dran (natürlich bestätigen die Ausnahmen das Leben) – diese klare Trennung hilft mir auch, kein schlechtes Gewissen zu bekommen oder mir ständig Gedanken über die Arbeit zu machen, ich könnte die Erkenntnisse sowieso nicht unmittelbar verarbeiten. Da wartet kein aufgestellter Laptop auf mich und blinkt freudig vor sich hin – der ist zu, die Maus ist aus.
Meine Erfahrung ist aber auch, ich kann mich morgens gut motivieren in die Arbeit zu starten, ich muss nicht erst durch den Verkehr, den ewig gleichen Stau überleben oder die ewig gleichen Züge besteigen. Mein Ritual zuhause ist da kürzer, knapper und ausgelassener und ja, die Frisur muss auch nicht super sitzen – zumindest nicht bis zur nächsten Video-Konferenz. Übrigens finde ich es wichtig, dass Videokonferenzen auch wirklich mit Videobild stattfinden, sonst entfernt man sich doch sehr von den Kolleg:innen.
Denn natürlich hat das Ganze auch Nachteile – siehe Oben, die Arbeitgeber holen die Mitarbeiter:innen wieder mehr zurück ins Büro – der Plausch auf dem Flur, die spontane Begegnung mit entspannten Gesprächen, die fehlen. Da entstehen natürlich auch Ideen und man inspiriert sich gegenseitig. Früher war es die Raucherpause, das sagten zumindest meine Mitarbeiter:innen immer, die Raucherpause sei gut für den Betrieb, sovieles würde man da klären. Naja, die gibt’s ja so auch nicht mehr, es rauchen immer weniger Menschen in den Büros – so kommt es mir zumindest vor. Also ist so oder so, immer alles im Wandel – Goethe hat es uns schon vorgemacht mit seinen Reisen nach Italien, diesem großen Vorbild bin ich auch gefolgt und schreibe diese Zeilen in Florenz – nachher hole ich mir ein Gelato und arbeite den Text noch etwas aus – ich wünsche Ihnen allen einen fröhlichen Urlaub oder vielleicht sogar einen schönen Nachmittag im HomeOffice – wo auch immer das sein mag!
Wo Arbeiten Sie? Was halten Sie von der Entwicklung „zurück ins Büro“ und glauben Sie auch nicht, dass man im HomeOffice mehr Produktivität erreicht?
Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Beiträge – hauen Sie doch einfach mal Ihre Meinung raus!
Ihr Harry Steiert
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